Filmfrühstück im Hospizforum
Ein ganz besonderer Film wurde beim letzten „Filmfrühstück“ des Pulheimer Hospizvereins am 13. Januar 2019 gezeigt: „Ein Geheimnis“. In Claude Millers Verfilmung eines französischen Bestsellers sind die Mitglieder einer jüdischen Familie mehr als Opfer der Nationalsozialisten: leidenschaftlich, abgründig und von einem tragischen Geheimnis verfolgt. Ein schmächtiger, blasser Junge (Valentin Vigourt) geht an der Hand seiner braungebrannten, athletischen Mutter (Cécile De France) durch ein Freibad, umgeben von lauter attraktiven Menschen mit durchtrainierten Körpern. Der siebenjährige François passt nicht ins Bild, und er passt nicht zu seinen sportlichen Eltern, was ihm der Vater (Patrick Bruel) deutlich zu verstehen gibt. Das kränkliche Einzelkind spürt die Anwesenheit eines stärkeren und schöneren „Phantombruders“, durch den er sich in seiner Fantasie die ideale Familie erschafft. Beim Essen deckt François einen Teller für den Kameraden, im Schlaf kämpft er mit dem Konkurrenten. Als 15-Jähriger (Quentin Dubuis) findet er heraus, dass es diesen Bruder tatsächlich gegeben hat und dass die Schuldgefühle, die seit jeher auf ihm lasten, mit der Geschichte seiner jüdischen Eltern zur Zeit des Zweiten Weltkriegs zusammenhängen.
Claude Millers Adaption des autobiografischen Romans von Philippe Grimbert (Ein Geheimnis, Un Secret, 2004) ist ein Familiendrama. Obwohl sie vor dem Hintergrund des Holocausts spielt, wirkt diese betont leichte und sinnliche Inszenierung jedoch nicht verharmlosend, da wir die Zeit überwiegend aus François’ Sicht wahrnehmen.
Ein Geheimnis handelt von der Gegenwärtigkeit der Geschichte, dem Erbe der Schuld, der Last des Schweigens und einer Befreiung durch die Sprache.
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