Hospiz macht Schule 2017
Hospizthemen in der Grundschule behandeln – geht denn das? Wird die Auseinandersetzung mit schwierigen Themen wie Krankheit, Tod, Trauer und Trösten Viertklässler nicht möglicherweise überfordern? Nicht wenige Eltern äußerten Bedenken, als sie von der Idee des Pulheimer Hospizvereins erfuhren, je eine Projektwoche zum Thema „Hospiz macht Schule“ mit den beiden vierten Klassen der Barbaraschule auszurichten. Am Ende berichtete ein Schüler seiner Mutter, dieses Projekt sei „allen Kindern nur zu empfehlen.“
Zum Hintergrund: Viele Eltern versuchen bei schweren Krankheiten, Leiden und Verlust im Familien- oder Freundeskreis, ihre Kinder vor dem hautnahen Erleben dieser Ereignisse zu schützen. Allerdings wollen die Kinder selbst in Krisenzeiten keineswegs geschont werden. Daher verfolgt die bundesweite Initiative „Hospiz macht Schule“ ein zweifaches Ziel: Zum einen sollen Kinder mit dem Thema „Tod, Sterben und Trauer“ nicht allein gelassen werden. In einem geschützten Rahmen sollen sie vielmehr die Möglichkeit erhalten, alle Fragen, die sie zu den Themen bewegen, zu stellen und so gut wie möglich beantwortet zu bekommen. Zum anderen können auch die Eltern der Kinder durch das Projekt lernen, dass es wichtig ist, bei sensiblen Fragen des Lebens mit den Kindern offen zu sprechen und nichts zu verdrängen. Sie selbst haben oftmals bei dem Thema schwierige Erfahrungen gemacht und wissen vielfach nicht, wie sie ihre Kinder wirklich unterstützen sollen.
In den beiden Projektwochen an der Barbaraschule, die vom 8. bis zum 19. Mai 2017 erstmals im Pulheimer Stadtgebiet stattfanden, ging es darum zu vermitteln, dass Leben und Sterben untrennbar miteinander verbunden sind. Die Themenschwerpunkte wurden den Grundschülerinnen und Grundschülern – ihrem Alter entsprechend – etwa mit Geschichten, Bilderbüchern und Filmausschnitten nahe gebracht. Die Auseinandersetzung erfolgte in Kleingruppen von 4-6 Kindern, die jeweils von einem Mitarbeiter während der gesamten Woche betreut wurden. Verschiedene Techniken wie das Gestalten von Collagen, die pantomimische Darstellung eigener Gefühle etwa bei Krankheit, Fantasiereisen, Meditationen sowie der Umgang mit Farben und Musik erleichterten den Zugang zu diesem sensiblen Thema.
Am letzten Tag jeder Woche präsentierten die Kinder ihren Eltern bei einem kleinen Abschlussfest die vielfältigen Ergebnisse der Woche. Erfreulicherweise nahmen zahlreiche Eltern die Einladung an. Dabei zeigte sich, dass bei allen der anwesenden Eltern mögliche Vorbehalte entkräftet wurden. Sie berichteten von zahlreichen intensiven oder auch beiläufigen Gesprächen, die sich aus dem Erlebten des Vormittags im Laufe der Woche mit ihren Kindern ergaben.
Die Projektwochen wurden von jeweils fünf ehrenamtlichen – und für „Hospiz macht Schule“ eigens geschulten – Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Pulheimer Hospizvereins unter Leitung der Koordinatorin Petra Schenzler durchgeführt. Ermöglicht wurde die Pulheimer Initiative dankenswerterweise durch eine finanzielle Förderung der Marga und Walter Boll-Stiftung aus Kerpen.
Ruth Klein, Schulleiterin der Barbaraschule, und ihre Kolleginnen entschieden sich nach der Bilanz der beiden Wochen, das Projekt in den kommenden 4. Schuljahren fortzusetzen. Projektleiterin Petra Schenzler: „Nach der Pilotphase an der Barbaraschule wollen wir „Hospiz macht Schule“ auch anderen Pulheimer Grundschulen anbieten.“