Veranstaltungs-Rückblick 2018
Gedenkgottesdienst
Am 25. November 2018 gedachte Hospiz Pulheim e.V. mit einem Gottesdienst in der Evangelischen Gnadenkirche der Menschen, die im zurückliegenden Jahr verstorben sind und in ihrer letzten Lebensphase von Ehrenamtlichen des Vereins begleitet wurden. Auch dem im Oktober 2018 verstorbenen Gründungsvorsitzenden und späteren Ehrenvorsitzenden Hansjakob Wolff widmete der Pulheimer Hospizverein ein Gedenken. Der Gottesdienst wurde gestaltet von Pfarrer Johannes Böttcher von der evangelischen Kirchengemeinde Pulheim, Pfarrer Matthias Balg von der katholischen Pfarrgemeinde St. Kosmas und Damian sowie Hospiz-Begleiter Bernhard Spantig. Zum Zeichen des Gedenkens entzündeten Familienangehörige – oder in ihrer Vertretung ehrenamtliche Begleiterinnen und Begleiter des Hospizvereins – eine Kerze für jeden der Verstorbenen. Und auch die anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Gottesdienstes erhielten die Gelegenheit, ihrer verstorbenen Angehörigen mit einer Kerze zu gedenken.
Autorenlesung zu „Krise und Sinn der Trauer“
Sie können auf eine reiche Erfahrung aus der Begleitung von Trauernden und Sterbenden zurückgreifen: Monika Müller, langjährige Leiterin der Institution „ALPHA“ in Bonn, Dozentin an der Bonner Universität und Beraterin der Bundesregierung wie der NRW-Landesregierung, Matthias Schnegg, Priester im Erzbistum Köln, eine der treibenden Kräfte beim Aufbau der Hospiz- und Palliativarbeit im Rhein Erft-Kreis (er gab auch den Impuls zur Gründung des Pulheimer Hospizvereins). Am 21. November 2018 waren die beiden Autoren in der Stadtbücherei – Kooperationspartnerin von Hospiz Pulheim bei dieser Veranstaltung – zu Gast, um wichtige Erkenntnisse aus ihrem Buch „Unwiederbringlich – von der Krise und dem Sinn der Trauer“ vorzutragen. Dazu gehört, dass der „Schrei nach schneller Lösung“ vieler trauernder Menschen ungehört bleibt: „Trauer ist nicht einfach so wegzumachen; sie folgt nicht eindeutig bestimmten Regeln, Modellen, Phasen- oder Aufgabenlehren, denen man mit gut ausgeklügelten Rezepten zu Leibe rücken kann. Viele Trauernde haben schmerzlich erlernen müssen, dass weder wissenschaftlich fundierte Konzepte noch anzuwendende, sicher wirkende Vorschläge aus Büchern oder Vorträgen oder Lebensschicksalen hilfreich sind, den eigenen Trauerweg zu beschreiten“,heißt es in dem Buch. Müller und Schnegg beschreiben in ihrem Buch, wie Trauer von Vielen erlebt wird: Gefühle wie Isolation, Verzweiflung, Schuld, Wut oder Ohnmacht spielen dabei eine wichtige Rolle. Aber sie geben auch Hinweise, wie Menschen einen Umgang mit ihrer Trauer finden. Und so könne Trauer auch eine Chance sein: Sie öffne – so die beiden Autoren – neue Perspektiven aufs Leben, sie könne „eine neue Lebendigkeit hervorlocken.“
Gut besuchtes Filmfrühstück
Zu seinem jährlichen „Filmfrühstück“ hatte Hospiz Pulheim für Sonntag, den 16. September 2018, ins Hospiz-Forum an der Hackenbroicher Straße eingeladen. Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger folgten dieser Einladung. Sie konnten um 10:00 Uhr ein ausgiebiges gemeinsames Frühstück genießen, bevor um 11:00 Uhr der Film „Verborgene Schönheit“ startete. Dieser Spielfilm aus dem Jahre 2016 erzählt die Geschichte des New Yorker Werbefachmanns Howard Inlet. Howard hat nach einer furchtbaren Tragödie keine Freude mehr am Leben. Seine Mitarbeiter Claire, Whit und Simon würden ihm gern helfen, wissen aber nicht so recht wie. Howard schreibt unterdessen Briefe – nicht jedoch an Menschen, sondern an die Liebe, die Zeit und den Tod, die seiner Meinung nach alle Menschen verbinden. Er erwartet keine Antwort – und ist umso erstaunter, als der Tod, die Zeit und die Liebe sich zurückmelden. Stars wie Will Smith, Keira Knightley, Kate Winslet und Helen Mirren wirken in diesem Film mit.
Patientenverfügungen für ein selbstbestimmtes Lebensende
Auf großes Interesse stießen die „Brauweiler Hospizgespräche“ am 4. Juni 2018, zu denen Hospiz Pulheim e.V. und das Johanniter-Stift Brauweiler gemeinsam eingeladen hatten. Der Versammlungsraum im Johanniter-Stift war voll besetzt, als Werner Schwenzer, Richter am Amtsgericht Krefeld, zum Thema „Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht – sichere Instrumente zu einem selbstbestimmten Lebensende?“ referierte. „Was muss ich tun, um meine Vorstellungen von einem menschlichen Sterben durchzusetzen?“ – diese Frage stand im Mittelpunkt des Vortrags und der anschließenden lebhaften Diskussion. Schwenzer empfahl den Zuhörern, eine schriftliche Patientenverfügung zu verfassen. Denn in kritischen Situationen der letzten Lebensphase komme es darauf an, den Patientenwillen festzustellen – und dabei könne eine schriftlich dokumentierte Patientenverfügung eher für Klarheit sorgen als schwer belegbare mündliche Aussagen. Zudem hätten Patientenverfügungen ein erhebliches Gewicht: So sei es rechtswidrig, wenn Ärzte eine Patientenverfügung nicht beachteten. Allerdings würden durch ein Urteil des Bundesgerichtshofs von 2016 höhere Anforderungen an eine Patientenverfügung gestellt: Es reiche nun nicht mehr aus, allgemeine Anweisungen zu geben wie etwa „Ich wünsche keine lebenserhaltenden Maßnahmen“ oder „Ich wünsche ein würdevolles Sterben“. Vielmehr sei eine Patientenverfügung nur dann bindend, wenn sie konkrete Entscheidungen des Betroffenen über die Einwilligung oder Nicht-Einwilligung in bestimmte ärztliche Maßnahmen enthalte. Am besten beschreibe man ganz konkrete Situationen und lege dazu seine Behandlungswünsche fest. Handreichungen und Formulierungshilfen für Patientenverfügungen böte etwa das Bundesjustizministerium für Justiz (http://www.bmjv.de/SharedDocs/Downloads/DE/Service/Formulare/Patientenverfuegung_Textbausteine_pdf.pdf?__blob=publicationFile&v=8 auf seiner Internetseite. Ergänzend wies Werner Schwenzer darauf hin, dass eine Patientenverfügung jederzeit widerrufen werden kann. In der Praxis stelle sich nämlich in vielen Fällen heraus, dass Behandlungswünsche, die bei guter Gesundheit getroffen werden, sich im Falle einer lebensbedrohlichen Erkrankung ändern und die Bereitschaft, auch schwere Symptome zu ertragen, wächst. Schwenzer empfahl, die Patientenverfügung als Ergänzung zur Vorsorgevollmacht zu betrachten und mit der bevollmächtigten Person eingehend die eigenen Behandlungswünsche in konkreten Situationen zu besprechen, damit der Bevollmächtigte für Diskussionen mit den Ärzten gut vorbereitet sei. Schließlich sei es hilfreich, den Zugriff auf die Patientenverfügung zu erleichtern – indem man zum Beispiel einen Zettel in Brieftasche oder Portemonnaie aufbewahrt, auf dem steht, dass eine Patientenverfügung existiert und wo sie zu finden ist.
Mitgliederversammlung 2018: Vorstand wiedergewählt
In der Mitgliederversammlung von Hospiz Pulheim e.V. am 22. März 2018 wurde der Vorstand einmütig wiedergewählt. Dr. Wolfgang Lerch, Karl Heinz Bossier, Werner Weiland, Elisabeth Rehmann, Pfarrer Matthias Balg und Pfarrer Johannes Böttcher gehören damit weiterhin dem Vorstandsteam des Vereins an. Die Koordinatorinnen Barbara Schwenzer und Petra Schenzler berichteten darüber hinaus über die Schwerpunkte der hospizlichen Arbeit im Jahre 2017. So wurden insgesamt 62 schwerkranke und sterbende Menschen im Alter zwischen 49 und 100 Jahren zu Hause oder in Seniorenheimen von ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern begleitet. Darüber hinaus nahmen 52 Personen die Trauerangebote des Vereins in Anspruch. Auf große Resonanz stieß die Aktion „Hospiz macht Schule“, die in mehreren 4. Klassen der Pulheimer Barbaraschule durchgeführt wurde und die sowohl von den Schulkindern wie auch von ihren Eltern – teils nach anfänglicher Skepsis – positiv aufgenommen wurde.
Klezmer-Konzert in Alt St. Martinus
Ein ungewöhnliches Konzert an einem ungewöhnlichen Ort: Am 18. März 2018 gab das Ensemble „Klez and More“ ein Konzert mit Lesung in der Stommelner Kirche Alt St. Martinus. „Wir spielen aus Liebe zur Musik, aus Leidenschaft und aus Freude…und fast immer für einen guten Zweck“ – so heißt es auf der Homepage der Gruppe. Und auch diesmal kam das Ergebnis der anschließenden Spendensammlung einem gemeinnützigen Zweck zugute: der Arbeit des Pulheimer Hospizvereins. Lioba Siefen (Klarinette), Annika Wagner (Gesang und Gitarre), Hartmut Magon (Gitarre, Akkordeon, Gesang) und Ulrich von der Linde (Klarinette, Bassklarinette) begeisterten ihr Publikum mit Klezmer-Musik ebenso wie mit Klassikern der Volks- und Popmusik. Karen Gauchel trug zudem Texte etwa von Heinrich Heine, Hanns Dieter Hübsch und Regina Berlinghoff vor. Zum Schluss wurden die Zuhörerinnen und Zuhörer eingeladen, gemeinsam mit dem Ensemble „Hawa nagila“ zu singen. Das taten sie auch – und erhielten nach lang anhaltendem Applaus die geforderte Zugabe.
Die Chancen der Palliativmedizin nutzen!
„Palliativmedizin ist keine traurige Angelegenheit!“ Dies betont der Düsseldorfer Hausarzt und Palliativmediziner Dr. Claudius Löns gerne. Denn der Palliativmedizin gehe es im Kern darum, unheilbar Kranke dabei zu unterstützen, ihre Lebenszeit mit einer möglichst hohen Lebensqualität zu erleben, selbstbestimmt und mit professioneller Behandlung von Symptomen wie Schmerzen, Übelkeit oder Atemnot.
Am 17. Januar 2018 war Dr. Claudius Löns zu Gast im voll besetzten Pulheimer Hospiz-Forum an der Hackenbroicher Straße. Der engagierte Palliativarzt verwies dabei auf die enormen Fortschritte, die in der Schmerztherapie in den letzten Jahren gemacht wurden. So sei es zum Beispiel möglich, Schmerz-„Spitzen“, wie sie etwa beim Durchbruch von Tumoren auftreten, mit maßgeschneiderten Medikamenten zu bekämpfen, die sehr schnell wirken und die der durchschnittlichen Dauer einer solchen Schmerzattacke – ungefähr 20 bis 30 Minuten – angepasst sind. Dagegen sei Atemnot ein wirklicher palliativer Notfall, der bei der Behandlung zu äußerst schwierigen Abwägungen führen könne. Nachdrücklich plädierte Löns dafür, die Autonomie der Patienten zu erhalten und in jedem einzelnen Fall klare Therapieziele festzulegen. Diese Ziele könnten zum Beispiel die Entscheidung unterstützen, ob eine weitere Chemotherapie angemessen sei oder ob die durch diese Therapie hervorgerufenen Symptome nur zu einer zusätzlichen Belastung ohne klaren Nutzen führten. Auch auf Fragen zur Sterbehilfe – die durch eine Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts aus dem vergangenen Jahr wieder aktuell wurden – ging der Arzt ein. Dabei bezeichnete er die aktuell geltende Regelung in Deutschland als völlig ausreichend. Schließlich verwies er auf die Chancen der ambulanten Palliativversorgung, die im nördlichen Rhein-Erft-Kreis – also auch in Pulheim – durch das Netzwerk „NoPaiN“ bereitgestellt wird.
In der anschließenden Diskussion ging Dr. Claudius Löns auf zahlreiche Fragen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein, die ihm am Schluss der Veranstaltung mit starkem Applaus für seinen engagierten Vortrag dankten.