Veranstaltungs-Rückblick 2022
Ein herzliches „Dankeschön“ an Barbara Schwenzer
Neben den Aktiven des Hospizvereins kamen zur diesjährigen Adventsfeier von Hospiz Pulheim e.V. am 5. Dezember auch viele ehemalige Sterbebegleiterinnen und Vorstandsmitglieder. Dies hatte einen besonderen Grund: Die langjährige Koordinatorin Barbara Schwenzer geht zum Jahresende 2022 in den Ruhestand. Grund genug, ihr Engagement für die Hospizarbeit in Pulheim zu würdigen und ihr zugleich ein herzliches „Dankeschön“ mit auf den Weg in den neuen Lebensabschnitt zu geben. Vorsitzender Dr. Wolfgang Lerch betonte, dass Barbara Schwenzer sich als Koordinatorin fast 15 Jahre lang für schwerkranke und trauernde Menschen in Pulheim eingesetzt und den Verein mit ihrer Arbeit wesentlich geprägt habe. Andrea Menne überbrachte den Dank der Ehrenamtlichen und überreichte ein gemeinsames Geschenk. Etwas Besonderes hatte sich Geschäftsführer Werner Weiland einfallen lassen: Er hatte das Fotoarchiv des Vereins durchsucht und aus den Fundstücken eine Videopräsentation mit Höhepunkten der Vereinsarbeit aus den letzten 15 Jahren zusammengestellt. Ruhestand hin oder her – der Kontakt zwischen Barbara Schwenzer und dem Verein soll nicht abreißen.
Filmfrühstück: Spielfilm zum Thema „Demenz“
Regen Zuspruch fand das „Filmfrühstück“, das Hospiz Pulheim e.V. am 22. Oktober 2022 im Pfarrsaal von St. Kosmas und Damian ausrichtete. Nach einem gemeinsamen Frühstück aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer startete der mit zwei Oscars prämiierte Film „The Father“. Dieser Film stellt eine Erkrankung in den Vordergrund, die bislang eher ungern thematisiert wurde: Demenz. Der zweifache Oscar-Gewinner Anthony Hopkins spielt darin den 83-jährigen Anthony, der an Demenz erkrankt ist und Schwierigkeiten hat, seine Diagnose zu verstehen.Der Film gestattet eine Blick auf die Welt aus der Sicht eines Demenzkranken. Dies ermöglicht es dem Zuschauer, sich intensiv in Anthony hineinzuversetzen und die Erkrankung nachzuempfinden. Dies gilt auch für die Darstellung der Folgen und Herausforderungen für Angehörige und Pflegende.
Eine Reise für trauernde Menschen nach Juist
Auch in diesem Jahr haben sich wieder 10 Damen, begleitet von den zertifizierten Trauerbegleiterinnen Barbara Schwenzer und Romy Kohler, auf die Reise nach Juist gemacht.
Freitag, den 07. Oktober haben wir gegen Mittag den Bahnhof von Köln verlassen und unsere reservierten Sitzplätze eingenommen. Leider teilte uns der Zugführer in Gelsenkirchen mit, dass die Lok einen Schaden habe und die Fahrt hier beendet sei. Mit Hilfe meines Handys, der Dame von Neue Wege, unserem Reiseveranstalter und meinem Ehemann versuchte ich die weiteren Zugverbindungen herauszufinden. Wir sind dann mit einem Zug weiter nach Münster gefahren, dort in einen Zug nach Emden und danach in einen Zug nach Norddeich gestiegen. Da die Fähre nach Juist gezeitenabhängig nicht mehr für uns erreichbar war, haben wir von unterwegs den Töwer Express, ein Schnellboot für kleine Gruppen, nach Juist gebucht. Dieser war natürlich sehr viel teurer, aber ich hoffe, den Betrag von der DB ersetzt zu bekommen. Zur Anlegestelle mussten die alten Damen dann 15 Minuten zu Fuß gehen. Für unsere Ankunft am Hafen in Juist war inzwischen eine Kutsche bestellt. Diese hat uns dann zum Pax Gästehaus gebracht, welches wir gegen 22.00 Uhr erreicht haben.
Am nächsten Morgen haben wir nach dem gemeinsamen Frühstück eine Ankommens- und Kennenlernrunde gemacht. Anschließend fand ein Orientierungsspaziergang über die Insel statt. Nachmittags haben sich die Teilnehmerinnen bei einem Strandspaziergang inhaltlich mit ihrer Trauer auseinandergesetzt. Abends sind einige Damen noch ins Teehäuschen gegangen und wir Trauerbegleiter haben mit den anderen Teilnehmern eine gesellige Runde gestaltet.
Sonntagvormittag stand die „Landkarte des Lebens“ auf dem Programm. Nachmittags sind wir gemeinsam am Watt entlang bis zum Flughafen gelaufen. Abends haben wir uns, zum Austausch im Aufenthaltsraum getroffen, wie es von den Teilnehmerinnen gewünscht worden war.
Montag halten wir das Thema „Reflexion“. Nachmittags haben die Trauerbegleiterinnen Einzelgespräche angeboten, die auch von einigen Teilnehmerinnen wahrgenommen worden sind. Abends gab es wieder den Wunsch nach einem gemeinsamen Spiel.
Dienstag standen „Netzwerke“ (Familie, Freunde, Profis, Vereine, Arbeit) im Mittelpunkt. Den Nachmittag wollten die Damen gerne für eine Shopping Tour nutzen. Frau Kohler und Frau Schwenzer wurden als Modeberater eingesetzt.
Mittwoch haben die trauenden Damen in einem einfühlsamen Trauerritual ihre größte Bedrängnis ans Meer abgegeben. Nachmittags sind wir über den Otto – Leege – Pfad gegangen, der viele Anregungen gibt.
Donnerstag ging es um Lebenswege/Spuren/Stärken. An Hand ihres eigenen Lebensweges haben die Teilnehmerinnen festgestellt, was sie schon alles geschafft und überwunden haben. Es gab eine Zukunftswerkstatt, bei welcher sich die Teilnehmerinnen überlegt haben, wie ihr Leben/Tagesablauf weiter verlaufen wird und soll. Nachmittags sind wir mit dem Fahrrad bzw. der Kutsche zur Domäne Bill gefahren. Den letzten Abend haben wir gemeinsam in der Schirmbar am Strand verbracht.
Am Freitag, unserem Abreisetag, haben wir nach dem letzten gemeinsamen Frühstück unsere Koffer gepackt und sind zum letzten Mal über die Insel zur Fähre gelaufen. Zahlreiche, nicht einzeln aufgezählte Angebote zu Gesprächen und Aktivitäten haben die Teilnehmerinnen sehr engagiert wahrgenommen.
Barbara Schwenzer
Wir danken der Marga und Walter Boll-Stiftung (Kerpen) herzlich für die großzügige Förderung der Trauerreise.
Mitgliederversammlung: Vorstandswahlen und Dank an langjährige Koordinatorin
Die hospizliche Arbeit wird nach den Corona-Einschränkungen mit großem Elan fortgesetzt und auch die finanzielle Lage stimmt – dies konnten Vorstand und Koordinatorinnen des Pulheimer Hospizvereins ihren Mitgliedern bei der Mitgliederversammlung am 29. September 2022 im Gemeindesaal der Evangelischen Gnadenkirche mitteilen.
Bei den turnusmäßigen Wahlen wurde der bisherige Vorstand einstimmig wiedergewählt mit einer Ergänzung: Seelsorgerin Andrea Strickmann von St. Kosmas und Damian wurde als Nachfolgerin von Pfarrer Matthias Balg neu in den Vorstand gewählt.
Einen besonderen Dank und eine ausführliche Würdigung erhielt Barbara Schwenzer, die zum Jahresende nach fast 15-jähriger Tätigkeit als Koordinatorin von Hospiz Pulheim in den wohlverdienten Ruhestand geht. „Die Hospizarbeit in Pulheim und die Menschen, die in schwierigen Lebenssituationen Unterstützung benötigen, haben Ihnen viel zum verdanken“, betonte Vorsitzender Dr. Wolfgang Lerch – und die Mitglieder dankten ihr mit einem kräftigen Applaus. Mit Manuela Piepiorka und Michaela Weber stehen zwei Frauen – die schon seit einigen Jahren für den Verein tätig sind – bereit, die Nachfolge von Frau Schwenzer zu übernehmen.
Schließlich wurden Elisabeth Rehmann, Karl Heinz Bossier, Werner Weiland und Dr. Wolfgang Lerch erneut in der Vorstand der 2019 gegründeten Hospizstiftung Pulheim bestellt. Die Stiftung fördert die Vereinsarbeit und will zudem den Bau eines stationären Hospizes im Stadtgebiet auf den Weg bringen.
Kinder in Trauerzeiten begleiten und unterstützen
Gerade für Familien ist es wichtig, gemeinsam mit Verlust, Abschied und Trauer umgehen zu lernen und dafür verschiedene Ausdrucksarten zu finden. Für die Kinder spielt es dabei keine Rolle, welche „Methoden“ ihre Eltern anwenden. Sie erwarten von ihren Eltern, dass diese da sind und zuhören, wenn die Jungen und Mädchen ihnen etwas erzählen wollen. „Kinder in Trauerzeiten zu beschützen heißt nicht, sie vor Traurigem zu bewahren, sondern sie zu begleiten und zu unterstützen, einen eigenen Ausdruck für ihre Gefühle zu finden,“ sagt die Familientrauerbegleiterin Mechthild Schroeter-Rupieper.
Ganz besonders die Eltern sind hier gefordert, trotz ihrer eigenen Trauer und Sorgen ihren Kindern gute Begleiter in einer schwierigen Zeit zu sein – als Zuhörer oder als Impulsgeber für Gespräche.
Am 1. September 2022 war Mechthild Schroeter-Rupieper, renommierte Gründerin der Familientrauerarbeit in Deutschland, zu Gast beim Pulheimer Hospizverein. Der Verein hatte in Zusammenarbeit mit der Stadtbücherei Pulheim zu einem Vortrags- und Diskussionsabend eingeladen. Schroeter-Rupieper gab Anregungen, wie Eltern und Kinder in Trauersituationen ins Gespräch und ins Handeln kommen können, damit sie einander in ihrer je eigenen Trauerreaktion besser verstehen. Dazu macht die Referentin und Buchautorin ausdrücklich Mut: „Die Kinder, die Leid erleben, aber trauern dürfen und dabei Begleitung erfahren, gehen oft als starke Menschen aus dieser Situation hervor.“
Ausführlich stellte die Referentin das LAVIA-Trauermodell vor, das in Seminaren, Trauergruppen und Einzelgesprächen zum Erklären und als Trauer-Spiel eingesetzt wird.
Hospiz Pulheim: 25. Geburtstag auf dem Stadtfest
Am 18. Juni 1997 fand im städtischen Ratssaal mit 38 Personen die Gründungsversammlung des Pulheimer Hospizvereins statt. Exakt ein Vierteljahrhundert später – am 18. Juni 2022 – konnte der Verein sein kleines Jubiläum auf dem Stadtfest feiern – dem ersten seit 2019. Trotz glühender Hitze kam es am Hospizstand zu zahlreichen Begegnungen und Gesprächen. Neben den Getränken waren insbesondere die Luftballons begehrt, die die Hospiz-Aktiven an Kinder verteilten.
„Leben erhalten oder sterben lassen“ – Vortrag von Prof. Dr. Andreas Heller
„Ein lebendiger Vortrag über das Thema Sterben, der Mut macht zum Leben“, so fasste ein Teilnehmer seinen Eindruck vom Vortrag des renommierten Grazer Pflegewissenschaftlers Prof. Dr. Andreas Heller zusammen. Heller – Inhaber des europaweit ersten Lehrstuhls für Palliative Care und Organisationsethik – war am 12. Mai 2022 Gast des Pulheimer Hospizvereins und hielt im Kaisersaal der Abtei Brauweiler einen Vortrag mit anschließender Diskussion zum Thema „Leben erhalten oder sterben lassen.“ In seinen eindrucksvollen Ausführungen behandelte er ein breites Spektrum von Themen, wie etwa die Bewahrung der Autonomie in der letzten Lebensphase, Möglichkeiten und Grenzen der Vorsorge durch Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht, den Umgang mit Sterbenden in der Corona-Pandemie oder die Frage der Neuregelung des assistierten Suizids und dessen Folgen. Sein Appell: „Was wir brauchen, ist eine mitsorgende Stadtgesellschaft, in der mir das Schicksal der Anderen nicht gleichgültig ist, ihr Leiden und Sterben mich nicht kalt lässt, sondern auffordert. Allein in der Hinwendung zum Anderen verändert sich etwas. Allein so werden wir auch Wege finden, mit Menschen, die Suizidassistenz wollen, umzugehen.“