Veranstaltungs-Rückblick 2019
Gedenkgottesdienst
Mit einem Gottesdienst in der Evangelischen Gnadenkirche gedachte Hospiz Pulheim e.V. am 24. November 2019 der Menschen, die im zurückliegenden Jahr verstorben sind und in ihrer letzten Lebensphase von Ehrenamtlichen des Vereins begleitet wurden. Der Gottesdienst wurde gestaltet von Pfarrer Johannes Böttcher von der evangelischen Kirchengemeinde Pulheim und Pfarrer Matthias Balg von der katholischen Pfarrgemeinde St. Kosmas und Damian. Den musikalischen Teil übernahm Frau Sierens als Organistin. Zum Zeichen des Gedenkens entzündeten Familienangehörige – oder in ihrer Vertretung ehrenamtliche Begleiterinnen und Begleiter des Hospizvereins – eine Kerze für jeden der Verstorbenen. Unter dem Thema „Fußspuren im Sand“ erhielten jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin einen Fußabdruck, auf dem er oder sie notieren konnte, welche Spuren die Verstorbenen hinterlassen haben.
Märchen für die Seele
„Märchen für die Seele“ Unter dieser Überschrift hatte Hospiz Pulheim zu einem Märchenabend für Erwachsene am 14. November 2019 in das Caritas Seniorenzentrum eingeladen. In der stimmungsvoll hergerichteten Kapelle erzählte Mechtild Heinberg vor zahlreichen Besucherinnen und Besuchern Volksmärchen der Gebrüder Grimm und Geschichten von Ängsten und Träumen, von Liebe und Tod, von Wünschen, Weisheit und Sehnsüchten. Die Märchen wurden frei und lebendig erzählt – nicht vorgelesen. Weil Frau Heinberg zum Märchenabend eine Harfe mitgebracht hatte, die vor und nach ihren Erzählungen von ihr gespielt wurde, war die besonderen Atmosphäre perfekt. Gerade in unserer modernen Welt, mit ihren vielen äußeren Ablenkungen, Sensationen und mit Internet ist das Märchenerzählen Ausgleich und Balsam für die Seele. Die Gäste bedankten sich für den märchenhaften Abend mit viel Applaus.
Autorenlesung mit Ute Senske
Am 1. Oktober 2019 war die Autorin Ute Senske zu Gast im Pulheimer Hospizforum. Mit 50 Jahren Witwe. Mutter von drei Kindern, acht Wochen vor ihrer Silberhochzeit stirbt der Ehemann. Für sie unvorstellbar. Herausgerissen aus dem Leben, mitten im Leben – Vollbremsung. Wie sie mit dem Verlust ihres geliebten Mannes umgegangen ist, der Wut, der Angst vor der Zukunft, den Rückschlägen und der Einsamkeit, wie weit sie sie an Grenzen geführt haben, die sie bisher gar nicht kannte, das alles hat sie aufgeschrieben. Bei der Veranstaltung in Pulheim las Ute Senske aus ihrem Buch „Pass gut auf dich auf – Vollbremsung mitten im Leben“. Es ist ein Buch, dass allen Betroffenen Mut macht und zugleich lehrreich ist für alle Begleiter. Die Lektüre wird zum Lichtblick am Ende des Tunnels und zum Mutmacher bei aller Wut, Traurigkeit und Verzweiflung.
Die Veranstaltung fand im Rahmen der „Brauweiler Hospizgespräche“ statt, die gemeinsam vom Johanniter Stift Brauweiler und Hospiz Pulheim e.V. ausgerichtet werden.
Mitsing-Konzert von Hospiz Pulheim
„Musik und Rhythmus finden ihren Weg zu den geheimsten Plätzen der Seele“ sagte Platon. Und so hat jedes Leben seinen eigenen „Soundtrack“ – Lieder, die Gefühle und Erinnerungen in uns wachrütteln: an Abende am Lagerfeuer, den ersten Tanz, die erste Liebe, den Abschied, das Eltern- und Älterwerden. Vor diesem Hintergrund hatte Hospiz Pulheim e.V. alle Sangesfreudigen zu seinem ersten Mitsing-Konzert für Samstag, den 7. September 2019, in den Pulheimer Zanderhof eingeladen. Aufgrund der ungemütlichen Wetterprognose musste die Veranstaltung am Ende doch ins Pfarrzentrum St. Kosmas und Damian verlegt werden. Zweieinhalb Stunden lang bot die Gruppe „Thank you for the music“ aus Stommeln den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Gelegenheit, die Lieder ihres Lebens neu zu entdecken. Der Abend war gespickt mit Nummer-1-Hits zum Mitsingen, -klatschen, -schunkeln. Ob Abba oder Udo Jürgens, ob Bill Ramsey oder Reinhard Mey, ob Beatles oder Udo Lindenberg – es wurde kräftig mitgesungen. Erst nach drei Zugaben konnte die Gruppe das Konzert beenden. Hospiz-Vorsitzender Dr. Wolfgang Lerch dankte den Musikern Anja Helmstädter und Martina Decker (Gesang), Matthias Beiten (Gitarre), Udo Kempen (Schlagzeug) und Rolf Herbert Peters (Klavier) herzlich für ihr Engagement. Die Gruppe „Thank your for the music“ ist 2015 entstanden und hat seitdem zahlreiche Konzerte im Raum Pulheim gestaltet. Und immer handelte es sich dabei um Benefiz-Konzerte, die einem gemeinnützigen Zweck zugute kamen.
Hospiz Pulheim beim Stadtfest 2019
Zahlreiche Pulheimer Vereine und Organisationen präsentierten ihre Arbeit mit den unterschiedlichsten Angeboten beim jüngsten Pulheimer Stadtfest am 6. Juli 2019. Auch Hospiz Pulheim e.V. war beim Stadtfest mit einem eigenen Stand vertreten und informierte über seine Ziele und seine Arbeit. Dabei kam es im Verlauf des Tages zu zahlreichen Einzelgesprächen. Zudem erhielten die Besucherinnen und Besucher Büchertipps, konnten sich an einer Fotowand einen Eindruck von dem Projekt „Hospiz macht Schule“ verschaffen und einen Apfel als kleines gesundes Präsent mitnehmen. Auch Pulheims Bürgermeister Frank Keppeler (auf dem Foto links) besuchte den Hospiz-Stand und informierte sich über die aktuellen Entwicklungen im Verein.
Führung auf dem Kölner Friedhof Melaten
„Von der Leprosenanstalt zur Millionenallee“ – unter diesem Thema stand eine Führung, die der Pulheimer Hospizverein am 10. April 2019 auf dem Kölner Friedhof Melaten ausrichtete. Petra Lentes-Meyer, Kunsthistorikerin und Stadtführerin, machte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zunächst mit der Entwicklung dieses Ortes vertraut: Als im Jahre 1810 Melaten als erster Kölner Zentralfriedhof eingeweiht wurde, waren die Kölner zunächst skeptisch: Sollten doch nun ihre lieben Verstorbenen nicht mehr – wie seit dem Mittelalter üblich – bei ihrer Pfarrkirche im Stadtzentrum, sondern weit außerhalb und noch dazu auf einem Gelände, auf dem sich in früheren Zeiten ein Leprosenhaus und eine Hinrichtungsstätte befunden hatten begraben werden. Doch mit der Zeit entwickelte sich Melaten zu Kölns berühmtesten Friedhof. Zu dieser Berühmtheit tragen sowohl die bedeutenden Persönlichkeiten bei, die hier ihre letzte Ruhestätte fanden (u.a. Ferdinand Franz Wallraf, Johann Maria Farina, Willy Millowitsch, Dirk Bach, Guido Westerwelle) als auch die hervorragenden Grabmäler aus verschiedenen Stilepochen. Darüber hinaus machte Petra Lentes-Meyer auf viele Details aufmerksam und beantwortete Fragen wie „Was bedeutet das Symbol des Schmetterlings auf einigen Grabsteinen?“, „Zu welchem Lied gehören die Noten auf dem Grabstein von Jupp Schmitz?“, „Warum gibt es an der Millionenallee so viele Gruftanlagen?“, „War einer der Grabsteine tatsächlich mal ein Ofen?“ Am Ende der spannenden Führung gab es ein herzliches „Dankeschön“ und viel Applaus für die kundige Stadtführerin.
Mitgliederversammlung: Dank an langjährige Ehrenamtliche
Drei langjährige ehrenamtliche Begleiterinnen und ein Begleiter wurden in der Mitgliederversammlung des Pulheimer Hospizvereins am 28. März 2019 geehrt. Regina Hoffmann, Monika Schulz, Doerte Brodersen und Holger Brodersen (auf dem Foto von links nach rechts) sind seit zehn Jahren im Dienst an schwerkranken und sterbenden Menschen tätig. Sie leisten dabei – wie Vorsitzender Dr. Wolfgang Lerch in seiner kurzen Dankansprache betonte – die eigentliche Kernarbeit des Vereins: Menschen sollen in ihrem letzten Lebensabschnitt nicht allein gelassen werden, sondern in ihrer vertrauten Umgebung Geborgenheit und Zuwendung erfahren. Sie sollten darauf vertrauen können, dass ihre Bedürfnisse und Wünsche – aber auch ihre Ängste – wahrgenommen werden. Der starke Beifall der anwesenden Vereinsmitglieder zeigte die Wertschätzung, die der Arbeit der ehrenamtlichen Begleiterinnen und Begleiter entgegengebracht wird.
Neues Angebot: Entspannungskurs mit Yoga-Elementen
Schon die erste Kursstunde am 21. Februar 2019 war ausgebucht: Zehn Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten sich zum neuen Angebot des Pulheimer Hospizvereins angemeldet – einem Entspannungskurs mit yogischen Elementen für pflegende und belastete Angehörige. Die Idee dahinter: Gerade die Belastungen, die durch den eigenen selbstlosen Einsatz als pflegender Angehöriger entstehen, egal ob seelischer oder körperlicher Art, brauchen einen Ausgleich. Um uns zu regenerieren, müssen wir entspannen. Lebenslust und Vitalität wollen erhalten bleiben. Beim Yoga wird ein Ausgleich zwischen Körper und Geist hergestellt. Dadurch gelingt es mehr und mehr, zur Ruhe zu kommen, was wiederum zu Ausgeglichenheit und mehr Lebensfreude führt.
Der Kurs stand unter der Leitung von Yogalehrerin Daniela Lautz (Foto), die auch als Ehrenamtliche im Pulheimer Hospizverein aktiv ist. Ihr war wichtig, dass jeder teilnehmen konnte – unabhängig von Alter oder Vorkenntnissen. So lag das Alter der Teilnehmer zwischen 43 und 81 Jahren, wobei die meisten in den Siebzigern waren. Ein Teil der Gruppe machte die Übungen auf der bereitgestellten Matte am Boden, während der andere Teil auf dem Stuhl blieb. Gleichwohl konnten alle an den Übungen teilnehmen. Nach der Schlussentspannung blieben alle zunächst still sitzen und brauchten einen Moment, um wieder im Alltag anzukommen. Dies ist immer ein Zeichen dafür, dass die Entspannung gut funktioniert hat. „Ich wusste gar nicht, wie steif ich bin“, “Das hat gut getan“, „Ich bin auf jeden Fall wieder dabei“ waren die Reaktionen. Alle möchten wiederkommen.
Autorenlesung „Das letzte Hemd hat viele Farben“
Am 12. Februar 2019 waren Sabine Bode und David Roth auf Einladung des Hospizvereins in der Pulheimer Stadtbücherei zu Gast, um ihr Buch „Das letzte Hemd hat viele Farben“ vorzustellen. Die Journalistin und Buchautorin (Die vergessene Generation, Nachkriegskinder und Nachkriegsenkel) und der Bestatter und Trauerbegleiter haben die Erlebnisse von Hinterbliebenen aufgeschrieben, die sich entgegen der gängigen Begräbniskultur sehr bewusst und individuell von ihren Toten verabschiedet haben. Diese wertvollen, persönlichen Erfahrungen sollen Trauernden helfen, ihren eigenen Weg zu gehen. Denn nur der individuelle Abschied schafft die Voraussetzung, eines Tages wieder Lebensfreude empfinden zu können. Zu Beginn trug Sabine Bode ein berührendes Beispiel für einen Abschied innerhalb einer Großfamilie vor, bevor sie und David Roth in einen intensiven Dialog mit den Teilnehmern der Veranstaltung traten. Zahlreiche Beispiel zeigten, welche großen Spielräume und Möglichkeiten für einen wirklich individuellen Abschied von Verstorbenen bestehen – die es allerdings mit Einfallsreichtum und auch ein bisschen Mut zu nutzen gilt. Am Ende der Veranstaltung gab es starken Beifall für die beiden Autoren, die sich anschließend noch Zeit für einige Einzelgespräche nahmen.
Filmfrühstück „Ein Geheimnis“
Ein ganz besonderer Film wurde beim letzten „Filmfrühstück“ des Pulheimer Hospizvereins am 13. Januar 2019 gezeigt: „Ein Geheimnis“. In Claude Millers Verfilmung eines französischen Bestsellers sind die Mitglieder einer jüdischen Familie mehr als Opfer der Nationalsozialisten: leidenschaftlich, abgründig und von einem tragischen Geheimnis verfolgt. Ein schmächtiger, blasser Junge (Valentin Vigourt) geht an der Hand seiner braungebrannten, athletischen Mutter (Cécile De France) durch ein Freibad, umgeben von lauter attraktiven Menschen mit durchtrainierten Körpern. Der siebenjährige François passt nicht ins Bild, und er passt nicht zu seinen sportlichen Eltern, was ihm der Vater (Patrick Bruel) deutlich zu verstehen gibt. Das kränkliche Einzelkind spürt die Anwesenheit eines stärkeren und schöneren „Phantombruders“, durch den er sich in seiner Fantasie die ideale Familie erschafft. Beim Essen deckt François einen Teller für den Kameraden, im Schlaf kämpft er mit dem Konkurrenten. Als 15-Jähriger (Quentin Dubuis) findet er heraus, dass es diesen Bruder tatsächlich gegeben hat und dass die Schuldgefühle, die seit jeher auf ihm lasten, mit der Geschichte seiner jüdischen Eltern zur Zeit des Zweiten Weltkriegs zusammenhängen.
Claude Millers Adaption des autobiografischen Romans von Philippe Grimbert (Ein Geheimnis, Un Secret, 2004) ist ein Familiendrama. Obwohl sie vor dem Hintergrund des Holocausts spielt, wirkt diese betont leichte und sinnliche Inszenierung jedoch nicht verharmlosend, da wir die Zeit überwiegend aus François’ Sicht wahrnehmen. „Ein Geheimnis“ handelt von der Gegenwärtigkeit der Geschichte, dem Erbe der Schuld, der Last des Schweigens und einer Befreiung durch die Sprache.